Robert-Koch-Platz/Akademie der Künste (Ost)

Wolfgang Emmerich (l.), mit Christa Wolf (m.) und Jurek Becker (r.) in der AdK, 1990. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0610-018 / Grimm, Peer / CC-BY-SA 3.0

Wolfgang Emmerich (l.), mit Christa Wolf (m.) und Jurek Becker (r.) in der AdK, 1990. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0610-018 / Grimm, Peer / CC-BY-SA 3.0

Mehrere Male werden in „Ein Tag im Jahr“ Treffen oder Einladungen zu Treffen der Akademie der Künste (Ost) beschrieben. 1966 beispielsweise schildert die Autorin ihren Weg über den Robert-Koch-Platz. Ihr kommen Leute aus der Akademie der Künste nach einer Veranstaltung entgegen, sie wendet sich ab, weil sie ein Aufeinandertreffen als Belastung empfände, und fährt mit dem Bus weiter. Sie ist beinahe „schadenfroh[…]“ nicht dazuzugehören.

Emil-Fischer-Denkmal auf dem Robert-Koch-Platz, 2007. CC 1.0

Emil-Fischer-Denkmal auf dem Robert-Koch-Platz, 2007. CC 1.0

Der Ort ist hier, ein Jahr nach dem auf Christa Wolf psychisch wie physisch verheerend wirkenden „Kahlschlag-Plenum„, also mehr als ein Schauplatz in einem Text, nämlich Katalysator für eine Selbstvergewisserung durch Abneigung und Kontaktvermeidung. Scheinbar unsichtbar will Christa Wolf bleiben und weiter fahren. Sie zieht sich also zurück von offiziellen Treffen in Zeiten einer Krise, in der sich alles immer wieder um die Frage dreht: Ist das der Staat, in dem wir leben wollen?

Heute finden die großen Veranstaltungen der (vereinten) Akademie am Pariser Platz 4 in einem 2005 von Günter Behnisch entworfenen Neubau in direkter Nähe zum Hotel Adlon und dem Brandenburger Tor. Der Standort Robert-Koch-Platz dient hingegen vor allem als Archiv der AdK.

Quelle:

  • Christa Wolf: Ein Tag im Jahr. Frankfurt a.M. 2008.