Arbeits- und Forschungsstelle Privatbibliothek

Ausgangspunkt der am 1. April 2016 gegründeten Arbeits- und Forschungsstelle ist die am 3. September 2015 erfolgte Schenkung der wertvollen und umfangreichen Privatbibliothek von Christa und Gerhard Wolf an die Humboldt-Universität. Die großzügige Schenkung verstehen wir als Verpflichtung, das Werk der Schriftstellerin Christa Wolf und des Verlegers, Herausgebers und Essayisten Gerhard Wolf lebendig zu halten und die Auseinandersetzung mit ihren Texten und ihrem öffentlichen Wirken weiterzuführen.
Die Arbeitsstelle initiiert Forschung, bündelt Lehrangebote und kooperiert insbesondere in ihrer Öffentlichkeitsarbeit mit der 2014 gegründeten Christa Wolf Gesellschaft (www.christa-wolf-gesellschaft.de).

Kontakt

PD Dr. Birgit Dahlke
birgit.dahlke@rz.hu-berlin.de

Humboldt-Universität Berlin
Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät
Institut für deutsche Literatur
Dorotheenstraße 24
10099 Berlin
Tel.: 030/20939758
Raum 3.544

Leiterin der Arbeits- und Forschungsstelle Privatbibliothek Christa und Gerhard Wolf an der HU

Mitglied im Vorstand der Christa Wolf Gesellschaft e.V.

Wie im Falle der am Institut bereits seit 2000 verankerten und als Heiner Müller Archiv/ Transitraum philologisch-editorisch genutzten Privatbibliothek Heiner Müllers handelt es sich bei der ca. 330 Regalmeter Bücher und Zeitschriften umfassenden Arbeitsbibliothek der Wolfs um eine autobiographisch und zeithistorisch bedeutende Sammlung. Mit ihr wird nicht nur ein Dokument der intellektuellen Biographie zweier Autoren des 20. Jahrhunderts öffentlich zugänglich, sondern auch das Erbe zweier Philologen mit Bezug zur Universität. Nach und nach wird die Sammlung auch materiell in den neuen Räumen der Arbeitsstelle in der Dorotheenstraße 24, 3.509 und 3.544 zu finden sein. Im Dezember 2016 und Januar, Februar 2017 wurden erste Bücherkisten aus dem Woseriner Sommerhaus und dem Pankower Keller in die HU transportiert. Einen Eindruck von den Phasen des Umzugs der Bücher in die HU finden Sie hier: – Umzug aktuell

In den ersten Raum im Institut für deutsche Literatur zog im Januar 2017 eine Ausstellung über Leben und Werk Christa Wolfs ein, eine freundliche Dauerleihgabe des Kurt Tucholsky-Literaturmuseums in Rheinsberg und seines Leiters Dr. Peter Böthig. – Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung vom 1.2.2017

Der Einzug der ersten Bücherkisten löste eine Vielfalt an Entdeckungen und Gedankenspielen aus: – Fundstücke
Ein kleiner Text-Bild-Katalog, im Juli 2017 erschienen, stellt die Begegnung mit den ersten Vorboten der umfassenden Bibliothek vor.

Auf Initiative des Vorstandsmitglieds der Christa Wolf Gesellschaft Julia Ketterer, Lektorin im Suhrkamp Verlag, verfügt die Arbeitsstelle nun auch über eine 60 Bücher umfassende Sammlung internationaler Lizenzausgaben unterschiedlicher Werke Christa Wolfs in über 15 Sprachen.

Dank der großzügigen Schenkung durch Gerhard Wolf sind seit Juni 2017 Blätter aus einer Grafik-Mappe zu Christa Wolfs Prosatext Medea. Stimmen zu besichtigen.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Stadt – Land – Buch und in Kooperation mit der Prenzlauer Berger Buchhandlung Die Insel (Greifswalder Straße 41) und der Christa Wolf Gesellschaft findet am 9. November um 18 Uhr im Raum 3.509 eine öffentliche Führung durch den ersten Raum der Arbeitsstelle statt. In lockerer Form werden erste Bücherkisten vorgestellt und kommentiert und von Studierenden der AG Christa Wolf Andernorts aktuelle Projekte angekündigt.

Ziel der Arbeitsstelle ist es, das Werk von Christa und Gerhard Wolf lebendig zu halten, die Auseinandersetzung mit deren Texten, mit ihren Mentorschaften, deutsch-deutschen und internationalen Beziehungen und ihrem öffentlichem Wirken weiterzuführen und vor allem auch – gerade unter jüngeren Leuten – anzuregen. Darüber hinaus soll die Arbeitsstelle im Umfeld der Wolf-Bibliothek zur Plattform von über das Werk Wolfs hinausgehenden Forschungen zur Literatur im geteilten Deutschland werden.

Zu den Aktivitäten der Arbeitsstelle gehören neben Seminaren mit Bezug auf das Werk der Wolfs seit Januar 2015 monatliche Workshops und öffentliche Veranstaltungen der studentischen Arbeitsgruppe „Christa Wolf Andernorts mit dem Onlineauftritt „Christa Wolfs Berlin“ auf einem eigenen Blog (http://christawolf.berlin), eine öffentliche Gesprächsreihe und der Aufbau des Netzwerks „Literatur im geteilten Deutschland (Website des Netzwerks; koordiniert von Anke Jaspers und Kathrin Sandhöfer, Universität Freiburg; ligd-german@hu-berlin.de) mit einem ständigen Sommerkolloquium (Auftakttreffen am 15. Juli 2016, zweites Treffen am 14. Juli 2017, drittes Treffen am 19. und 20. Juli 2018).

Eine weitere Dimension der internationalen Arbeit besteht im Aufbau von langfristigen wissenschaftlichen Kooperationsbeziehungen. Nach der Realisierung eines eigenen Panels der Christa-Wolf-Gesellschaft (mit Julia Hell, University of Michigan) auf der Jahrestagung der German Studies Association (GSA) in Washington DC im Oktober 2015 verantwortete ich im September 2016 in Kooperation mit Georgina Paul (St Hilda’s College, Oxford) ein Christa-Wolf-Panel auf der Jahrestagung der britischen German Studies (AGS) in Newcastle.

Einen wichtigen Schwerpunkt der wissenschaftlichen Auseinandersetzung im Rahmen der Arbeitsstelle bilden verschiedene Formen forschenden Lernens. So entstehen seit dem Frühjahr 2016 wissenschaftliche Arbeiten Studierender unterschiedlicher Fächer:
Max Böhner rekonstruierte in seiner BA-Arbeit den von 1971 bis 2011 andauernden Briefwechsel Christa Wolfs mit dem Psychotherapeuten und Professor für Psychiatrie Hans Stoffels; Katharina Hackl und Elisa von Hof erarbeiteten am Institut für Geschichtswissenschaften eine Seminararbeit zum Thema „Die DDR denken. Die erinnerte DDR im ‚Wende‘-Diskurs der 1990er Jahre am Beispiel des Christa Wolf-Gesprächskreises“, beide beginnen nun eine literaturwissenschaftliche BA-Arbeit zur Geschichte des von Christa Wolf initiierten Pankower Ost-West-Gesprächskreises 1991 bis 2004; Christhin Krage und  Justus Hoffmeier erarbeiten eine kulturwissenschaftliche Präsentation zur Wolf-Bibliothek als (verteiltes) Objekt; Laura-Marie Schiller schreibt eine Seminararbeit zum Effekt des Sprachbewusstseins Christa Wolfs im Interview mit Günter Gaus (1993); Emma Charlott Ulrich rekonstruiert in ihrer BA-Arbeit die Geschichte der von Gerhard Wolf 1968 konzipierten und nie realisierten Anthologie „Exil – Deutsche Lyrik in der Emigration“ im Aufbauverlag.

Doreen Mildner arbeitet sich als erste von mir betreute Doktorandin in den Forschungsgegenstand Privatbibliothek der Wolfs ein.

In Zusammenarbeit mit dem Kameramann Ralf Klingelhöfer (www.ralf-klingelhoefer.de) entsteht ein Dokumentarfilm mit Interviews Gerhard Wolfs, in dem dieser anhand von Beispielen die Geschichte der Bibliothek der Wolfs erläutert.