Das Gebäude aus roten Klinkersteinen liegt im historischen Zentrum Berlins in der Nähe des Alexanderplatzes. 1990 tagte dort eine Kommission zur Untersuchung der Vorfälle und Übergriffe von Seiten der DDR-Sicherheitsorgane auf Jugendliche, die am siebten Oktober 1989, also am 40. Jahrestag der DDR, protestiert hatten, darunter eine Tochter Christa Wolfs, Annette, unter deren Mann. Als Teilnehmer_innen einer Andacht für inhaftierte Oppositionelle die Gethsemanekirche (Prenzlauer Berg) verlassen, kommt es zu polizeilichen Übergriffen: Die meist jungen Protestierenden werden inhaftiert, oft tagelang festgehalten und misshandelt. Auch am achten Oktober finden weitere Verhaftungen von ca. 100 Studierenden statt. Um die Tage rückwirkend aufzuarbeiten, bildet sich die Kommission, die etliche Male im Roten Rathaus tagt und der Christa Wolf angehört.

Das Rote Rathaus wird also zum Standort von Geschichtsaufarbeitung und dient als Mahnmal für ein Recht auf freie Meinungsäußerung.

Quelle:

• Christa Wolf: Ein Tag im Jahr. Frankfurt a.M. 2008.