Ganymed Brasserie

Das Ganymed heute. Foto via http://ganymed-brasserie.de/

Das Ganymed heute. Foto via http://ganymed-brasserie.de/

„Rechts hinter der Tür im Ganymed saß an einem winzigen Tisch, Tee trinkend, Thomas Brasch.“
Thomas Brasch sagt ihr, er würde zum Tisch, zu den anderen, also unter anderem Volker Braun, Christa und Gerhard Wolf, kommen, tut es anschließend aber nicht und verschwindet einfach aus dem Restaurant, das unmittelbar neben dem Berliner Ensemble in Berlin Mitte liegt.

Wolf beschreibt die Verlegenheit, die Begegnungen mit Brasch in ihr hervorrufen. Die Leser_innen werden im Dunkeln gelassen, was genau mit Brasch vorgefallen war. Wolf bedauert, dass er mit seinem Manuskript nicht vorankomme. Diese „10.000“ Seiten wurden, wie wir nun wissen, zum Band „Mädchenmörder Brunke“ (1999). Wolf merkt auch an, dass die Kellnerin nett gewesen sei, und fügt lakonisch hinzu, dass angeblich Abhöranlagen unter den Tischen des Ganymed gewesen seien.

Links das "Ganymed", dahinter das Berliner Ensemble. CC 3.0

Links das „Ganymed“, dahinter das Berliner Ensemble. CC 3.0

Sie beschreibt also nicht nur das Geschehen und die Gespräche eines Abends mit Freund_innen in diesem Restaurant, sondern denkt auch über den Ort und dessen Vergangenheit, über Brasch und dessen Vergangenheit nach. Der erinnerte Abend liefert Wolf Anlass zu weiteren Überlegungen, zu Erinnerungen und Fragen an sich selbst.

Quelle:

  • Christa Wolf: Ein Tag im Jahr, S. 627ff.